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Der iranische Regisseur und Drehbuchautor Asghar Farhadi ist wohl einer der talentiertesten Filmemacher, den die jüngere Filmgeschichte zu bieten hat. So ist er der erste Regisseur, der es auf der Berlinale zu insgesamt drei Auszeichnungen gebracht hat, darunter ein Goldener Bär und zwei Silberne Bären. Die hat er für seinen letztes Werk „Nader und Simin – eine Trennung“ für die Regie (Goldener Bär) und zwei der Hauptdarstellerinnen (zweimal Silberner Bär) erhalten.

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Gewinn des Oscar 2012

Auch gewann der Film einen Oscar im Jahr 2012. Bei dem Film wird eine in der iranischen Hauptstadt Teheran lebende Familie und deren Probleme beleuchtet. Das Besondere daran ist auch die Stellung von Männern und Frauen, stark geprägt durch die Religion. Besonders hierzulande mögen viele Cineasten nun denken, dass dies unausweichlich zu politisch religiösen Problemen mit dem dortigen Regime führen mag, doch weit gefehlt. Farhadi schafft es in einer sehr objektiven und dennoch sehr persönlich werden Weise, auch scheinbare Tabu-Fragen zu enttabuisieren und völlig unpolitisch damit umzugehen.

Der Film

Ehemann Nader mit seiner Frau Simin

Nader und Simin, das sind der Ehemann Nader mit seiner Frau Simin, die schon seit 14 Jahren in der Hauptstadt Teheran leben. Sie haben eine gemeinsame Tochter und der Vater von Nader ist an Alzheimer erkrankt. Bedingt durch die Umstände im Iran möchte Simin ihrer Tochter gerne eine bessere Zukunft im Ausland bieten, doch Nader kann und will seinen schwer kranken Vater nicht einfach hilflos zurücklassen. Obwohl es immer wieder zu erkennen ist, dass sich das Ehepaar aufrichtig liebt, sieht sich Simin schweren Herzens dazu gezwungen, die Scheidung zu beantragen. Allerdings sehen die Richter die Gründe zur Scheidung als nicht schwerwiegend genug. In ihrer Verzweiflung zieht Simin nun aus der gemeinsamen Wohnung aus, um mit ihrer Tochter fortan bei der eigenen Mutter zu leben. Für den plötzlich alleine lebenden Ehemann Nader ergibt sich mit der Trennung nun wohl eine der schwierigsten Lebenssituationen überhaupt.

Eine schlimme Tat

Nachdem er offensichtlich völlig überfordert von der Situation die schwangere Razieh anstellt, sich um seinen kranken Vater zu kümmern, beginnt die Situation langsam zu eskalieren. Raziehs Ehemann ist jähzornig und weiß gar nicht, dass seine Frau mit einem zweiten Kind schwanger ist. Razieh selbst steht mit der Pflege des alten Mannes vor sichtlich schwierigen Gewissensbissen, denn einen Mann zu pflegen und zu waschen, der ins Bett gemacht hat, lässt sich nicht mit ihrem Religionsstandpunkt vereinbaren. So ist auch sie irgendwann restlos überfordert. Als sie das Haus kurz verlassen muss, bindet sie den alten Mann kurzerhand ans Bett, doch Nader kommt zwischenzeitlich unverhofft nach Hause und findet seinen Vater angebunden und bewusstlos vor. Als nun Razieh zurückkommt, schubst er sie aus der Wohnung, sie stolpert und es deutet darauf hin, dass sie durch den anschließenden Sturz wohl ihr Kind verliert. Nun sieht sich Nader plötzlich der Anklage des versuchten Mordes ausgesetzt.

Ein gesellschaftlich fein gezeichnetes Bild gibt Einblick in die alltäglichen Probleme

Für den westlichen Kinobesucher mag sich vielleicht die eine oder andere Situation nicht ganz erschließen, weil dazu einfach das detaillierte Wissen um die gesellschaftliche Stellung von Mann und Frau in einer Kultur wie der des Irans fehlt, doch dafür gibt er interessante Einblicke in die Lebensart der Menschen in einem solchen Land. Ebenfalls betonenswert ist die Arbeit des Regisseurs am Set. Er hat sich die Charaktereigenschaften der Darsteller zunutze gemacht und lässt diese auf die Filmfiguren einwirken. Außerdem gibt er einer jeden Figur im Film so viel darstellerische Freiheit, dass Nader und Simin durch fein nuancierte, hervorragende Schauspielleistung brilliert. So zeigt der Film, dass nicht nur Nader und Simin mit einer Trennung zu kämpfen haben, auch für alle anderen Protagonisten ergibt sich die eine oder andere Trennung. Dazu kommt das Bewältigen der Vergangenheit bzw. derer aktuellen Konsequenzen, gepaart mit einer sichtlichen Zukunftsangst. „Nader und Simin – eine Trennung“ ist sicher ein zeitloser Film, der Kulturgeschichte schreiben wird bzw. das schon getan hat.